Dienstag, 6. Dezember 2011

Das Mi?verständnis

Frau Dr. Riester´s Brief lag immer noch ungeöffnet in der Schublade.
Herr Leitner nahm kurzentschlossen für vier Tage an einem Fortbildungsseminar in Hamburg teil.
Zeit genug für Manuela, sich mit dem Inhalt des Briefes zu beschäftigen.
Die erhoffte Offenbarung entpuppte sich jedoch als bittere Enttäuschung.
Frau Dr. Riester schrieb in banalen Stil über Ihre Tätigkeit in der Klinik.
Die megalangen 36 Stunden am Stück Dienstzeiten, und die dadurch knapp bemessene Freizeit, ließ Sie zu dem Entschluss kommen , dieses kostbare Gut, weiterhin mit dem Kollegenkreis zu verbringen.
Nicht ein Satz ließ erkennen, was Manuela ursprünglich vermutete.
Nach ein paar belanglosen Briefwechseln brach Manuela den Kontakt ab.
Die unterschiedlichen Persönlichkeitsstrukturen, prallten eher voneinander ab.
Der anfänglich magnetische Impuls einer Seelenverwandtschaft mutierte eher zu einer Seelenfremdschaft.
Wochen später aber wurde Sie bestätigt, als im Internet die Teilnehmerliste für eine schwul/lesbische Sportveranstaltung veröffentlicht wurde. Auf dieser Liste war der Name der Ärztin zu lesen.
Doch die innere Flamme, trieb Sie an, weiter auf eine Entwicklungsreise zu gehen, und entfachte ein Feuer. Es loderte, und beeinflußte intensiv Ihre Gedankenwelt.

Alle 14 Tage besuchte Manuela mit Ihren Labradoren, die kleinen Patienten der offenen psychiatrischen Station in der Universitätsklinik.
Die Kinder waren aufgrund sehr unterschiedlicher Erkrankungen in Behandlung.
Extreme Ängste, sogenannte Phobien, Magersucht & Bulämie, Borderline, Drogenkonsum, oder ADHS erfordeten einen oft monatelangen Klinikaufenthalt.
Die betroffenen Kinder schienen in der Abteilung in guten Händen zu sein, denn es war erstaunlich, wie schnell Sie sich in dieser Zeit positiv veränderten. Manuela´s Labradore waren speziell ausgebildete Therapiebegleithunde für den Verein ´´Tiere helfen Menschen´´, und bedeuteten für die Kinder eine willkommene Abwechslung. Auch die Hunde freuten sich, wussten Sie doch über Ihren sinnvollen Einsatz genau Bescheid, wenn Ihnen Manuela noch zuhause Ihre gelbschwarzen Kenndecken anlegte.
Damit die übrigen Tiere auf dem Hof nicht alleine bleiben mußten, kam Sabine gerne, um sich mit Ihnen zu beschäftigen. Gleichzeitig genoß Sie den Aufenthalt, denn so manche Inspiration für die Gestaltung Ihrer selbstgefertigten Schmuckstücke mit Tieremblemen entwickelte sich durch die Beobachtung der Tiere.
Sie und Ihr Partner Steve, ein Halbindianer besaßen einen liebevoll aus Holz gebauten herrlichen Verkaufswagen mit dem klangvoll passenden Namen ´´Little Cloud´´. Auch von Indianern handgefertigte  Accessoires, gehörten zu Ihrer Präsentation.
Mit ´´Little Cloud´´ waren Sie eine Attraktion auf vielen Western & Countryveranstaltungen in Deutschland & Frankreich.
Wenn Manuela am Abend zurückkam, saßen Sie und Sabine oft noch lange gemütlich zusammen , um den ein oder anderen Cappucino miteinander zu trinken.
Sabine und Manuela machten kein Geheimnis daraus, offen über Ihr Gefühlsleben in den jeweiligen Partnerschaften zu sprechen.
Manuela erzählte, was Ihr schon so lange am Herzen lag. Zu Manuela´s Erstaunen, ließen Sabine die Geschehnisse völlig unbeeindruckt. Nun schien Sabine auch erleichtert in Manuela eine Freundin zu haben, die Sie dazu animierte, Ihre Schatztruhe zu öffnen. Sabine tauchte ein, in zwei vergangene Partnerschaften mit Frauen, und ließ Manuela an Ihrer Revue teilnehmen.
Nach dieser emotional aufwühlenden Zeit in diesen Beziehungen, entschied sich Sabine, wieder mit einem Mann an Ihrer Seite, das Leben mit all seinen Facetten zu teilen.